Wer sich heute im Internet als Unternehmen präsentieren will, der braucht mehr als nur eine virtuelle Visitenkarte. Social Media heißt das Zauberwort. Bereits dort zu sein, wo sich die eigene Kundschaft aufhält und sich dabei auf den Dialog mit ihnen einzulassen. Eine Fanpage auf Facebook, einen Account bei Twitter, einen an den Firmenauftritt angeschlossenen Blog – es gibt viele Möglichkeiten, sich an die Kunden zu wenden. Wegweisend zeigt sich hierbei FHM. Das Männermagazin stellte Ende Juli seine Online-Ausgabe des Männermagazins ein und ist nur noch über die eigene Facebook-Fanpage zu erreichen. Über die Gründe und den erhofften Erfolg sprach Wörterladen mit Christian Kallenberg, Chefredakteur von FHM.
Wörterladen: Bei Bekannt- gabe Ihrer Online-Strategie wurde die Tage darauf im Internet viel über den Facebook-Auftritt von FHM diskutiert. Ihr bisheriges Online-Magazin wurde zeitgleich abgeschaltet und man kam nur noch auf Ihre Facebook-Seite. Wie war die Reaktion Ihrer Leser darauf? Haben Sie durch die News eine größere Facebook-Fangemeinde erhalten?
C. Kallenberg: Die Zahl der Fans von FHM Germany auf Facebook ist innerhalb weniger Tage um viele Tausend auf mittlerweile über 32.000 angestiegen, eine Entwicklung, mit der wir sehr zufrieden sind und ein toller Erfolg!
Wörterladen: Ist Ihr Facebook-Auftritt eine mittel- bis langfristige Strategie oder nur eine Übergangslösung?
C. Kallenberg: Grundsätzlich ver- suchen wir mit der Marke FHM unsere Konsumenten dort abzuholen, wo sie sich eh schon aufhalten. Das ist zurzeit nun mal in der Freizeit überwiegend auch bei Facebook.
Unsere Leser wünschen sich, mitreden zu können: über Fußball, über Frauen, über aktuelle Themen. Talkback, Kritik, weitere Hintergründe zu Heftthemen. Und das im beliebtesten Umfeld des Netzes findet man nur bei Facebook, wo wir das mit Abstand beliebteste Männer-Lifestylemagazin sind.
Ein guter Grund, dass wir uns verstärkt auf Social Media konzentrieren und unsere Leser dort abholen, wo sie sich im Netz aufhalten. Zudem sehen wir hier ein größeres Potential bei PR- und Marketingaktivitäten für FHM.
Zu guter Letzt hat uns auch die wirtschaftliche Entwicklung von fhm-online.de bei dieser Entscheidung geholfen.
Wörterladen: Facebook ist nicht darauf ausgelegt, lange Texte angereichert mit Fotostrecken zu präsentieren. Sondern kurze Kommentare mit Verlinkungen zu anderen Internetseiten. Optisch kann man an der eigenen Facebook-Seite nicht viel verändern und die Reiter wirken alles andere als attraktiv. Wird da ein Medium wie FHM nicht ad absurdum geführt?
C. Kallenberg: Natürlich kann Facebook nicht alle Markeninhalte von FHM abbilden. Das wollen wir allerdings auch nicht. Wir nutzen Facebook genau dazu, wozu es erfunden wurde: Um den Kontakt mit unseren Freunden und Fans zu halten und um uns mit ihnen auszutauschen. Facebook kann kein Magazin-Substitut sein. Die tollen Texte und Fotos gibt es wie gewohnt am Kiosk.
Wörterladen: Warum haben Sie nicht die Lösung gewählt, Ihr Online-Magazin enger mit Facebook und Twitter zu verknüpfen – wie es beispielsweise Die Welt macht (zu vielen Artikeln kann man sich direkt mit den Twitter-Redakteuren in Verbindung setzen)? Ein Magazin lebt doch von Bildern und Reportagen, die in Szene gesetzt sind.
C. Kallenberg: Das haben wir getan. Fakt bleibt aber, dass die meiste Interaktion auf Facebook direkt stattfindet.
Wörterladen: Wie gestaltet sich nun der Arbeitstag Ihrer Redaktion? Müssen Ihre Redakteure nun Social Media Experten sein?
C. Kallenberg: In der Redaktion kommt es manchmal zu Wettbewerben, wer die meisten Kommentare auf seine Posts bekommt. Die Kollegen nehmen die Möglichkeit, direkt mit unseren Kunden zu kommunizieren begeistert an. Zu 100% nutzen sie Facebook auch privat. Ob wir dadurch schon als Experten gelten, überlasse ich anderen zu beurteilen, zumal ich die Definition eines Social Media Experten nicht kenne.
Wörterladen: Was ist Ihnen das Wichtigste bei Ihrem Facebook-Auftritt? Der direkte Kontakt zum Leser? Hat Ihnen das beim Online-Magazin gefehlt?
C. Kallenberg: Ja genau, die schnelle und direkte Interaktion mit den Lesern ist so nun optimal.
Wörterladen: Wie wollen Sie Ihren Auftritt noch weiter- entwickeln? Ist FHM für Kooperationspartner, Anzeigen- partner immer noch attraktiv?
C. Kallenberg: Der Bereich Applikationen ist auf Facebook ein weites Feld, auf dem wir gern wachsen möchten. Dabei freuen wir uns über qualifizierte Partner, die hier gemeinsam mit uns arbeiten möchten.
Wörterladen: Ich danke Ihnen herzlich für das informative Gespräch und wünsche FHM den ihm zustehenden Erfolg mit Facebook.
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